Inneneinheit + Außeneinheit

Wir haben seit März 2024 die Bosch Compress CS6800i AW 12 MB mit der AW 4 OR-S Außeneinheit und sind bisher sehr zufrieden. Die Außeneinheit ist extrem leise, das Haus und das Warmwasser erreicht die gewünschte Temperatur und der Preis war absolut fair. Kompetente Heizungsfachbetriebe sind im nahen Umkreis und kümmern sich zeitnah, wenn etwas nicht funktioniert. Und auch Bosch ist erreichbar und hat bereits eine Softwareaktualisierung zur Fehlerbehebung durchgeführt. Wir würden die Anlage daher guten Gewissens weiterempfehlen.

Gebäude

  • Doppelhaushälfte
  • Baujahr: 1998
  • Beheizte Fläche: ca. 110 m2
  • Art: Fußbodenheizung + Warmwasseraufbereitung
  • Täglicher Warmwasserverbrauch: ca. 150l
  • Heizgrenztemperatur: 15 °C
  • Normaußentemperatur (NAT): -13,6 °C
  • Heizlast: 4,7 kW
  • Früherer Gasverbrauch: 13.000-15.500 kWh/Jahr

Gebäudekennlinie, Min/Max Heizleistung und Dichtefunktion der Außentemperatur

Wärmepumpe

Heizungsanlage

  • Inneneinheit: Bosch Compress CS6800i AW 12 MB
    • Software Version: 9.6.1 (ursprünglich 23.08.08-5.35)
  • Außeneinheit: AW 4 OR-S
    • Software Version: 9.6.0 (ursprünglich 23.08.08-5.35)
  • Warmwasserspeicher: WH 290 Stora Warmwasserspeicher (277 l)

Auslegungskennzahlen

  • Bivalenzpunkt: -8 °C
    Bei Temperaturen unterhalb von -8 °C unterstützt der elektrische Zuheizer. Laut dem Bosch Auslegungstool benötigt der elektrische Zuheizer nur 100 kWh im Jahr (< 1%).
  • Taktgrenze: 8 °C
    Ab 8 °C kann die Wärmepumpe nicht mehr niedriger modulieren und muss daher bis zur Heizgrenztemperatur von 15 °C takten.
  • Spitzenleistungsabdeckung an der NAT: 66%
    Bei -14 °C wird 66 % der Wärme (ca. 2,9 kW von 4.3 kWh) von der Wärmepumpe erzeugt und 33% vom Zuheizer [Bosch Auslegungstool].

Einstellungen

  • Spreizung des Primärkreises (TC3-TC0): 3,5 K
  • Differenzdruck PC1: 150 mbar (bei anhaltend kalten Temperaturen erhöhen wir auf 300 mbar)
  • Vorlauftemperatur (NAT): 39 °C
  • Heizgrenztemperatur: 15 °C

Effizienz

Verbrauchswerte des ersten Jahres

  • Elektr. Energieeinsatz: 3.100 kWh
  • Erzeugte thermische Energie: 10.000 kWh
  • Elektrischer Zuheizer: 1,5 kWh
  • Betriebsstunden: 4.033 h
  • Kompressorstarts: 727
    • Heizung: 524
    • Warmwasser: 203

Im ersten Jahr hat unsere Wärmepumpe ca. 3.100 kWh verbraucht. Real dürfte es etwas weniger gewesen sein, da wir den Großteil des Jahres noch die alte Software Version 23.08.08-5.35 hatten, die den Stromverbrauch ca. 10% zu hoch geschätzt hat. Daraus wurden im ersten Jahr 10.000 kWh Wärme produziert. Das ist interessant, da es wesentlich weniger ist als unsere alte, vermutlich sehr ineffiziente Gasheizung benötigte.

Im ersten Jahr ergibt sich daraus eine Jahresarbeitszahl (JAZ) von 3,2. Ein Grund, warum die Jahresarbeitszahl relativ niedrig ist, könnte auf der Tatsache beruhen, dass wir recht viele Fenster nach Süden haben und sobald die Sonne scheint und es wärmer wird und die Effizienz der Wärmepumpe gute Werte liefern würde, unser Haus durch die Sonne so aufgeheizt wird, dass die Wärmepumpe nicht mehr benötigt wird.

Außerdem war der Winter recht feucht und somit musste die Wärmepumpe sehr häufig abtauen, was die Effizienz stark beeinträchtigte. Im Vergleich zu vielen anderen Herstellern zieht die Bosch/Buderus Wärmepumpe die durch das Abtauen ‘verlorene’ Energie von der produzierten Energie ab. Im Diagramm unten sieht man, dass die thermische Leistung negativ ist und dadurch sogar die Arbeitszahl negativ wird.

Zu guter Letzt ist zu beachten, dass die elektrische Energie und somit auch die Arbeitszahl die komplette Peripherie beinhaltet. Dazu zählen 2 Pumpen, die Steuerung der Innen- und Außeneinheit, sowie Kompressor- und Kondensatwannenheizung. Beim Verbrauch der Gasheizung wurden diesen Verbraucher nicht berücksichtigt und kämen eigentlich noch on-top.

Effizienz bei 4° Außentemperatur

Im Diagramm sind elektrische und thermische Leistung eines exemplarischen feuchten Wintertages mit einer Außentemperatur von 4 °C dargestellt. Die Warmwasseraufbereitung erfolgt zwischen 13-14:15 Uhr. Die Tagesarbeitszahl (inkl. kompletter Peripherie) lag an diesem Tag bei 3,7.

Warmwasser

Wir haben unsere Einstellungen so optimiert, dass die tägliche Warmwasseraufbereitung nahezu immer zwischen 13-15 Uhr stattfindet. Dafür wird etwa 1-2 kWh elektrische Energie eingesetzt - mit einer Arbeitszahl von 2-4 je nach Außentemperatur.

Der Temperaturverlust unseres Warmwasserspeichers liegt in 24 Stunden bei:

  • 4,3 K mit Zirkulation (2x5 Minuten)
  • 3 K ohne Zirkulation

Warmwassertemperaturverlust

Auslegung

In 365 Tagen lief die Wärmepumpe 4.033 Stunden und der Kompressor musste in dieser Zeit 727-mal starten. Durchschnittlich ergaben sich somit 2 Starts/Tag und ein Kompressorlauf dauerte 5,5 Stunden. Im Sommer ohne Heizbetrieb gab es jeden Tag einen Start für die Warmwasseraufbereitung und im Winter war nach der Warmwasseraufbereitung das System meist noch so aufgeheizt, dass der Kompressor für einige Zeit eine Pause einlegen durfte. Ein Kompressorstart pro Tag war also fast das ganze Jahr gesetzt. Die restlichen ca. 400 Kompressorstarts sind auf das Takten in der Übergangszeit zurückzuführen. Das sind in meinen Augen recht gute Werte und die Wärmepumpe scheint an der Taktgrenze (ca. 8 °C) gut ausgelegt zu sein.

Stellt sich natürlich die Frage, ob die gute Auslegung der Taktgrenze negative Auswirkungen auf den Bivalenzpunkt hatte und womöglich der Zuheizer sehr oft zugeschaltet werden musste. Das ist nicht der Fall. Der Zuheizer lief genau einmal für etwa 30 Minuten. Er wäre vermutlich auch noch ein zweites Mal angesprungen. Allerdings hatte ich ihn an diesem Tag deaktiviert, um zu sehen, wie kalt das Haus wird. Wir landeten bei 19 °C. Es muss aber betont werden, dass sich der Zuheizer bei uns bei anhaltenden Temperaturen unter ca. -8 °C zuschaltet, was diesen Winter extrem selten vorkam. In kälteren Wintern würde er mit Sicherheit öfter benötigt.

Einsatz von PV und dynamischem Stromtarif

Es wird immer wieder behauptet, dass Photovoltaiksysteme wenig Energie für Wärmepumpen beisteuern können, da im Winter viel Heizleistung benötigt, aber wenig PV-Energie erzeugt wird. Wir haben eine 6,9 kWp Ost-Süd-West Anlage mit einem 11,5 kWh Heimspeicher. Außerdem haben wir einen dynamischen Stromtarif von Tibber mit stündlicher Abrechnung.

Die nachfolgende Tabelle zeigt Verbrauch, Autarkie und Kosten vom 20. März 2024 bis 19. März 2025. Da wir die große PV-Anlage erst im Sommer bekommen haben, sind einige Werte geschätzt.

Monat Verbrauch Autarkie PV-Anteil Grid-Anteil ⌀ Strompreis Kosten
März 85 kWh 70% 60 kWh 26 kWh 25 ct/kWh 6,38 €
April 185 kWh 78% 144 kWh 41 kWh 26 ct/kWh 10,58 €
Mai 51 kWh 85% 43 kWh 8 kWh 25 ct/kWh 1,91 €
Juni 54 kWh 92% 50 kWh 4 kWh 27 ct/kWh 1,17 €
Juli 33 kWh 99% 33 kWh 0 kWh 26 ct/kWh 0,09 €
August 32 kWh 99% 32 kWh 0 kWh 31 ct/kWh 0,10 €
September 77 kWh 89% 69 kWh 8 kWh 25 ct/kWh 2,12 €
Oktober 136 kWh 68% 92 kWh 44 kWh 26 ct/kWh 11,32 €
November 437 kWh 54% 236 kWh 201 kWh 30 ct/kWh 60,31 €
Dezember 609 kWh 17% 104 kWh 505 kWh 29 ct/kWh 146,59 €
Januar 645 kWh 23% 148 kWh 497 kWh 32 ct/kWh 158,93 €
Februar 496 kWh 39% 193 kWh 303 kWh 36 ct/kWh 108,92 €
März 217 kWh 72% 156 kWh 61 kWh 32 ct/kWh 19,44 €
Summe 3057 kWh 68% 1360 kWh 1697 kWh 31 ct/kWh 527,84 €
      45% 55%    

Somit hat die PV-Anlage etwa 1360 kWh (45%) für den Wärmepumpenbetrieb beigesteuert, was mich äußerst positiv überrascht hat. Der für die Wärmepumpe bezogene Strom hat mit dynamischem Tarif ca. 530 € gekostet (⌀ 31 ct/kWh).

Anschlussisolierung

Da es beim Kauf unserer Wärmepumpe noch keine Isolierung für die Anschlüsse der Außeneinheit gab, habe ich mir die Isolierung aus einem Rest Siebdruckplatte, Steinwolle, wasserfesten Holzleim und ein paar Edelstahlschrauben selbst gebastelt.